Mittwoch, 27. Juli 2016

23.07.2016 - Ressourcenmanagement und Organic Farming

Alexandra Kurek, Petra Preißl

Das Zusammentreffen – Clash of Cultures
Voller Erwartungen setzten wir uns wieder einmal in die Minivans, um uns auf den Weg zu den CMU StudentInnen zu machen. Die Stimmung war leicht von Nervosität und Neugier gezeichnet. Nachdem unser Professor kurz ein paar einleitende Worte gesagt hatte, starteten wir schon los und suchten uns unsere Buddies für den Tag. Trotz diverser kommunikativer Herausforderungen konnten wir uns verständigen. Gemeinsam ging es wieder zu den Minivans und zum Mae Tha Subdistrict, in welchem wir einen Vortrag zum Leben der lokalen Bevölkerung mit und im Wald über Ressourcenmanagement, Waldschutz und die Probleme der BewohnerInnen hatten.
Abschlussessen mit den CMU StudentInnen








Ressourcenmanagement – Leben oder nicht hier leben?


Zum Subdistrict gehören sieben Dörfer, die gemeinsam die Ressource Wald verwalten. Das Gebiet umfasst circa 8000 km² und liegt in einem Tal zwischen 500 und 700 ..Höhenmetern. Von den knapp 1400 Haushalten sind ca. 96% in der Landwirtschaft tätig. Vor 30 Jahren gab es eine längere Dürreperiode, die das Leben der Menschen stark beeinträchtigte, es gab weder genug Wasser für die Landwirtschaft, noch für das alltägliche Leben. Dies war der Wendepunkt – es galt, sich selbst eine Strategie zu überlegen, wie die Gemeinschaft besser in allen Lagen wirtschaften kann, ohne sich auf die Regierung oder andere außenstehende Hilfen zu verlassen. Vor allem seitens der Regierung gab es in den letzten Jahren im Falle von Problemsituationen keine Unterstützung.
Der Grundgedanke bei den BewohnerInnen war: Wo es Wald gibt, gibt es genug Wasser, und wo genügend Wasser ist, ist Landwirtschaft möglich. Wenn mit dem Wald schonend und nachhaltig gewirtschaftet wird, sollte genügend Wasser für das alltägliche Leben, auch in Extremsituationen, vorhanden sein.

Evolution
 

Die Dorfgemeinschaft hat die Strukturen auf lokaler Ebene angepasst, um eine breitere Partizipation bei Entscheidungsprozessen zu ermöglichen. Die Stellung der Subdistrictverwaltung ist dadurch entsprechend geschwächt, womit v.a. versucht wird, nicht nur die Rolle des Staates, sondern auch jene der Politik zu reduzieren. Alle wichtigen Entscheidungen werden in einem Dorfkomitee getroffen, in dem alle Gruppen des Dorfes repräsentiert sind. In Bezug auf die Nutzung der Waldressource ist Mae Tah besonders interessant. Die BewohnerInnen missachten einerseits das geltende Recht, indem sie im Forest Reserve Landwirtschaft betreiben. Andererseits haben sie es in den letzten 30 Jahren geschafft, durch das Aufstellen von Regeln zur nachhaltigen Nutzung die Waldressourcen zu erhalten, ohne dabei die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung außer Acht zu lassen. Die Dorfgemeinschaft versucht dabei auch, den Nachhaltigkeitsgedanken und die Verbundenheit zur Umwelt bereits ihren Kindern mitzugeben. So gibt es beispielsweise einmal wöchentlich Nachhaltigkeitsunterricht in der Schule. Im Laufe eines Schuljahrs werden außerdem zwei Exkursionen in den Wald durchgeführt. Zudem finden verschiedene Aktivitäten und Zeremonien im Wald statt, bei denen verschiedene Generationen ins Gespräch kommen und ein Raum geschaffen wird, in dem das Wissen von einer Generation zur anderen weitergegeben wird.
 
Holz vor der Hütt´n – It can´t be enough


Eine Strategie der nachhaltigen Waldnutzung bildet die Aufforstung. Das Dorfkomitee fördert die Aufforstung mit Teakbäumen. Es wird angestrebt, dass jeder Haushalt im Subdistrict mindestens 80 Teakbäume auf dem eigenen Grundstück besitzt. Warum 80? In der Lebenszeit einer Person wird normalerweise zweimal ein Haus gebaut und pro Haus benötigt man etwa 40 Teakbäume. Mit dieser Strategie soll es im Subdistrict in etwa 20 Jahre lang möglich sein, im Zuge des Baus von Häusern nicht auf Wald im geschützten Forest Reserve zurückgreifen zu müssen.

Das Dorf und die Wissenschaft


Die nachhaltige Nutzung der Ressourcen in Mae Tah beruht zum Großteil auf lokalem Wissen. Früher hatte die Dorfgemeinschaft Probleme, sich glaubwürdig nach Außen zu präsentieren und ernst genommen zu werden, obwohl sich ihre Methoden in der Praxis als sehr erfolgreich erwiesen haben. Um die Akzeptanz von Außen für ihren Weg zu erhöhen, haben die BewohnerInnen seither versucht, ihre Kommunikation zu verwissenschaftlichen und auch mit neuen Technologien, wie beispielsweise mit GIS, zu arbeiten.

Neuen Ideen gegenüber ist die Gemeinschaft sehr offen. Es wird und wurde bereits öfters mit WissenschaftlerInnen und anderen Personen zusammengearbeitet. Leider wurde die Bevölkerung schon oft enttäuscht, da die WissenschaftlerInnen ihre Ideen nur aus dem Dorf trugen, aber nicht in das Dorf. Teilweise begannen auch die ForscherInnen, im Nachhinein für die Regierung und gegen das Dorf zu arbeiten.

Neben der Nachhaltigkeit engagiert sich die Gemeinschaft zudem in den Bereichen Verkauf und Marketing ihrer eigens erzeugten, landwirtschaftlichen Bio-Produkte.

Try and Error

Nach dem Vortrag gab es eine Mittagspause. Das Highlight war die Durian, eine Frucht, die einen unangenehmen Geruch verbreitet. Unser Exemplar wurde der Bezeichnung „Stinkefrucht“ jedoch nicht gerecht, da sie entgegen der Erwartungen köstlich schmeckte.

Organic makes you happy


Auf der Bio-Farm

Am Nachmittag trafen wir einen jungen Bio-Bauern auf seiner Farm. Dieser hat uns in einem sehr informativen Gespräch die Situation der Biofarmer näher gebracht. Sein Betrieb hat vor 14 Jahren auf biologischen Anbau umgestellt, da die Familie durch den Einsatz von Pestiziden und anderen Chemikalien mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen hatte. Außerdem endete der konventionelle Anbau  in einer Verschuldungsspirale. Seither hat sich nicht nur der Gesundheitszustand verbessert, sondern durch die große Nachfrage nach Bio-Produkten auch die finanzielle Lage der Familien. Es kann jedoch angemerkt werden, dass der Biomarkt noch nicht so stark verbreitet ist wie in Europa. Mit einem Anstieg des Biohypes rechnet er in circa 20 Jahren.

Gold, goldener, Tempel

Den krönenden Abschluss stellte die Besichtigung eines traditionellen buddhistischen Tempels dar. Besonders die Pracht und die Größe der Tempelanlage beeindruckten uns sehr. Wir konnten noch zusätzlich ein Gebet der Mönche beobachten.
Tempel in der Umgebung von Chiang Mai

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