Samstag, 23. Juli 2016

21.7.2016 – Müll & Smog

Dienesch Robert und Schwaiger Sandra

Der Morgen beginnt, im Vergleich zu den letzten Tagen, ungewöhnlich spät, ohne Gockelgeschrei, dafür mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet, um 7:00 Uhr. Nach zwei Tagen "abwechslungsreichen" Frühstücks mit Reis und Fleisch, können die meisten Studierenden ihr Glück gar nicht fassen und schlagen sich die Mägen mit Ananas, Bananen, Pancakes und French Toasts voll. Bei der Abfahrt zu unserem ersten Tagesziel dürfen wir dann erstmals mit einem weiteren landestypischen Phänomen Bekanntschaft machen, dem Stau.

Regional Environment Office 1 (Chiang Mai)

Vortrag bei Regional Environment
Nach kurzer aber zäher Anreise werden wir in dem Regional Environment Office 1 mit Kaffee und Snacks willkommen geheißen und dürfen dem Vortrag von Ms. Sopa Songkram, Director of Environmental Analysis Section, folgen, welche seit mehr als 20 Jahren in dieser Organisation tätig ist. Es existieren insgesamt 16 Regional Environmental Offices, die dem Ministry of Natural Ressources and Environment unterstehen. Das Regional Environmental Office 1 ist für die vier nördlichsten Provinzen zuständig. Zu den Aufgabenbereichen der Regional Envoronmental Offices gehören u.a. Umweltplanung und -monitoring, Koordinierung von Aktivitäten verschiedener Abteilungen des Ministeriums auf regionaler Ebene und die Entwicklung von neuen Technologien im Umweltbereich. Man konnte bei dem Vortrag einen guten Einblick in die Arbeitsweise, aber auch Probleme des Büros bekommen. So werden zwar Projekte geplant, um beispielsweise Müll, Abgase oder Wasserverschmutzung zu reduzieren, das Büro verfügt jedoch selbst nicht über genügend Budget und Mitarbeiter um diese Projekte auch umzusetzen. So ist das regionale Umweltbüro auf den guten Willen und die Finanzen anderer Akteure angewiesen. Die REOs bemühen sich daher um die Finanzierung von Projekten durch internationale Hilfsgelder (z.B. UNDP, EU).


Auch bei der Kontrolle und Verbesserung von verschmutzten Abwässern von Industriebetrieben, großen Firmen und Hotels ist man auf die Kooperation und die Bereitschaft dieser Unternehmen angewiesen um tatsächlich etwas zu verbessern. Im Großen und Ganzen steht man hierbei am Anfang eines langen Prozesses, bei dem man vor allem selbst versucht, als gutes Beispiel voranzugehen und somit auch andere Teile der Bevölkerung und Unternehmen zu überzeugen Umweltprobleme zu lösen.

Müll, Smog und andere Umweltprobleme der Region Chiang Mai

In einem zweiten Teil brachte uns Frau Songkram einige Probleme der Großregion Chiang Mai näher. Einen speziellen Fokus legte sie auf die verschiedenen Dimensionen der Müllproblematik. Die Müllentsorgungsgebühr bei Privathaushalte kostet etwa 20 Baht im Monat und deckt bei weitem nicht die real entstehenden Kosten. Die Erhebung einer höheren Gebühr durch die lokale Administration ist jedoch gerade in ärmeren Gegenden schwierig. Es gibt bisher nur wenig Konzepte, Müll effektiv zu entsorgen. Der Bau von notwendigen Müllverbrennungsanlagen scheitert häufig an dem Widerstand der lokalen Bevölkerung und der verbreiteten Nimby („not in my backyard“) Mentalität. Folge sind zum Teil illegale Mülldeponien, aber auch illegale Müllverbrennungen, welche auch auf die Kosten der Gesundheit der Bewohner gehen.


Manche sind mit mehr oder weniger Begeisterung dabei ...

Ein weiteres gravierendes Umweltproblem ist die Luftverschmutzung. Diese werden v.a. durch das Abbrennen von abgeernteten Maisfeldern und Waldbrände verursacht. Vor allem in den Moanten März und April entsteht durch die Brände in Chiang Mai sehr viel Smog. Frau Sopa erwähnte, dass sich die Luftverschmutzung mittlerweile auch in einer erhöhten Krebsrate bemerkbar macht.

Nach der Präsentation und einer Frage & Antwortrunde und dem obligatorischen Gruppenfoto machten wir uns auf dem Weg zur privaten Mülldeponie im Hot District.

Das obligatorische Gruppenfoto

Hot District – Müll à Gas à Strom

Als letzten Punkt des Tages besuchten wir eine Mülldeponie im etwa 100 km von der Stadt Chiang Mai entfernt liegendem Hot District. Eine Mitarbeiterin des Müllentsorgers Tha Chiang Thong Company gab uns einen Überblick über die Deponie und die Energiegewinnung aus Müll. Die Deponie, die mehrere Probleme auf einmal lösen möchte, gilt als Vorzeigeprojekt in der Region. Teile des Projekts sind bereits umgesetzt, während weitere Ideen noch in Planung sind. So werden auf der Deponie täglich 600 Tonnen Müll abgelagert. Die Hälfte des Mülls kommt aus dem 2 Stunden entfernt liegendem Chiang Mai. Es handelt sich bei der Deponie um einen sanitary landfill, da der Müll in einer abgedichteten Grube gelagert wird und der Müll täglich mit lehmhaltigem Boden abgedeckt wird. Zudem Betriebt der Müllentsorger eine Waste-to-Energy Anlage und nutzt die bei der bakteriellen Zersetzung des Mülls entstehen Gase für die Energiegewinnung. Die Gase werden über ein Rohrsystem in riesigen Ballons gesammelt und anschließend verbrannt, wobei durch eine Turbine Strom erzeugt wird. Die dabei entstehende Wärme wird genutzt, um in der neben dem kleinen Kraftwerk stehenden Anlage Obst zu trocknen. Das gesammelte Abwasser wird gefiltert und zur Bewässerung von speziellen Grassorten verwendet, welche in weiterer Folge in Biokraftstoff umgewandelt werden.

Riesige Gasluftballons (Rauchen verboten!)
Mülldeponie

Durch diese unterschiedlichen Nutzungen kann die private Mülldeponie auf unterschiedliche Art und Weise Profit generieren und wird gleichzeitig als Umweltschutzunternehmen staatlich gefördert.

Alles in Allem bekamen wir heute viele interessante Informationen über verschiedene Umweltprobleme und ihre Lösungsansätze, nahmen ein köstliches thailändisches Mittagessen zu uns und durften erstmals lebende Insekten, Krabben, Fische und Aale auf einem typischen Lebensmittelmarkt bewundern.

Schlangen, Aale oder Würmer?! Wir durften ihre letzten Atemzüge noch miterleben.

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