Johanna Gschwandtner und Mario Tempelmayr
Fahrt zur Mae Moh Power Plant
Gegen 07:30 traten wir eine rund
zweistündige Fahrt mit unseren Minivans in die Provinz Lamphun an, um uns unter
anderem mit dem Aspekt der Energiegewinnung in Thailand auseinanderzusetzen.
EGAT: Mae Moh Power Plant
Zu Beginn fand im Konferenzzimmer
des Mae Moh Public Relation Office ein Vortrag statt, der vor allem die
Energiegewinnung in Thailand thematisierte. Im Zuge dessen offenbarte sich,
dass das Mae Moh Power Plant das zweitgrößte Kraftwerk in Thailand darstellt
und rund 10% des Energiebedarfs des Landes erzeugt. Diesbezüglich spielt vor
allem Braunkohle als primäre Ressource eine zentrale Rolle. Mae Moh Power Plant wird vom staatlichen Energieversorger
EGAT (Electricity Generating Authority of Thailand) betrieben. Nach
diesem Meeting wurden wir durch das Gebäude geführt und konnten dabei den
Kontrollraum sowie die Generatorenhalle besichtigen, in denen aktuelle Daten zu
verschiedenen Aspekten überwacht werden. Zusammenfassend gesehen war
auffallend, dass die Schilderungen durch die Mitarbeiter/-innen, allen voran in
Bezug auf die Umweltbelastung, durchwegs positiv ausfielen. Im Laufe des Tages
zeigte sich jedoch noch, dass die Energiegewinnung auch Probleme in Bezug auf
Umwelt und Gesundheit mit sich bringt.
Vortrag Mae Moh Public Relation Office |
Mae Moh Power Plant |
Fahrt zum Tagebau - Golfplatz, Clubhaus und andere Sehenswürdigkeiten
Spätestens auf
dem Weg zum Tagebau wurde rasch ersichtlich, dass das Gelände nicht nur sehr
groß ist, sondern zudem teilweise touristisch vermarktet wird: Neben einem
Golfplatz gibt es auch Aussichtsplattformen, Restaurants, ein Museum etc. Pro
Tag werden rund 50.000 Tonnen Braunkohle auf einer Fläche von über 36km²
abgebaut. Derzeit wird bis zu einer Tiefe von 280m gegraben, tatsächlich gibt
es Braunkohlevorkommen aber bis in 600m Tiefe. Da derartig tiefe Grabungen jedoch
ökonomisch nicht rentabel sind, wird in insgesamt neun Gruben Braunkohle
gewonnen. Nach erfolgreicher Rohstoffbeschaffung werden die Gruben entweder
aufgeschüttet, revitalisiert oder als Wasserreservoir genutzt. Generell kann
angemerkt werden, dass eine derartige Dimension des Abbaus nur im von uns besuchten
Gebiet erreicht werden kann, kleinere Vorkommen finden sich unter anderem in
Chiang Mai oder Krabi. Besonders beeindruckt hat uns der Blick auf die Grube,
in der die Braunkohle gewonnen wird. Anschließend lud uns der Manager of Public
Affairs zu einem köstlichen Lunch in das Restaurant des Golfclubs ein, umrahmt
von einem fantastischen Ausblick über das weitläufige Gelände.
Aussicht auf den Tagebau |
Ban Dong Tambon Administration Organization (TAO)
In der Ban Dong Subdistrict
Administration Organization hielt der Vorsitzende einen Vortrag über die
Region. Im Zuge dessen erfuhren wir, dass der Subdistrict aus acht Dörfern
besteht, welche sich wiederum aus verschiedenen ethnischen Gruppen bzw.
Kulturen zusammensetzen. Besonders deutlich wurden hier die
Mensch-Umweltbeziehungen zwischen den Bewohner/-innen und dem Tagebau. Es hat
sich gezeigt, dass viele von ihnen von dieser Form der Energiegewinnung nicht
primär profitieren, sondern mit negativen Auswirkungen konfrontiert sind, wie
beispielsweise mit Lärmbelästigung, Luftverschmutzung, Wasser- und
Gesundheitsproblemen. Aufgrund dieser Zustände wurde mehrfach eine Lösung der
multiplen Problematik gefordert. Durch die mangelnde Unterstützung seitens der
Regierung versuchen sich die Bewohner/-innen nicht nur untereinander zu formieren,
sondern zudem Netzwerke nach außen zu bilden. Das primäre Ziel der Organisation
besteht darin, die unausweichliche Umsiedlung der Dörfer im Sinne der
betroffenen Bevölkerung zu koordinieren.
Gruppenfoto TAO |
Neben dem Schuttberg in Ban Hua Fai
Den letzten inhaltlichen
Programmpunkt des Tages stellte der Besuch im Dorf Ban Hua Fai dar, in welchem uns die Dorfbewohner/-innen ihre
Sichtweise schilderten. Zu den vorrangigen Problemen, mit denen sie nahezu
täglich konfrontiert werden, zählen unter anderem Verschmutzung, Lärmbelästigung
und daraus resultierende gesundheitliche Beeinträchtigungen. Beklagt wurde
zudem erneut der fehlende Rückhalt seitens der thailändischen Regierung. Aufgrund der Ausweitung des Braunkohleabbaus
wurden bis dato bereits in sechs Umsiedlungswellen Haushalte aus dem
Subdistrict umgesiedelt. Da in Ban Hua
Fai jedoch
unmittelbar keine Braunkohle gewonnen werden kann, zieht sich der
Aussiedlungsprozess dort bereits über einen längeren Zeitraum hinweg. Nach
aktuellem Stand wird das Dorf dennoch in circa einem Jahr nicht mehr nur 800m
von der Dumping Area des Tagebaus entfernt liegen, sondern 3km. Dadurch
erhoffen sich die Bewohner/-innen eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation.
Im Zuge des spannenden Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass die
Dorfgemeinschaft sehr stark ist und gemeinsam für ihre Rechte eintritt. Zu
guter Letzt scheint die Zukunft dennoch ungewiss, da weder die Landrechte noch
landwirtschaftliche Nutzflächen gesichert sind. Es wurde festgehalten, dass
einige von den Bewohner/-innen vermutlich ihren Lebensstil anpassen und anderen
Erwerbstätigkeiten nachgehen müssen.
Gesprächsrunde in Ban Hua Fai |
Snacks von der Dorfgemeinschaft |
Rückfahrt Richtung Chiang Mai
Nach diesem aufschlussreichen und
informativen Tag traten wir den Rückweg in unsere Unterkunft an. Dabei legten
wir noch einige kurze Zwischenstopps ein, unter anderem in der Nähe einer Dumping
Area des Tagebaus sowie bei einem Wasserreservoir der Mine.
Rückblickend betrachtet wurden am
heutigen Tag die unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf
Mensch-Umweltbeziehungen deutlich.
Reisfeld |
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