Patrick Kienzl, Tobias Kossits
Die erste Nacht und
der erste Morgen im Dorf
Wir waren zu dritt bei einer
Gastfamilie in Huai Ma Ba untergebracht. Die Familie hat uns sehr herzlich aufgenommen.
In der ersten Nacht im Karendorf waren wir mit vielen für uns ungewohnten
Situationen konfrontiert. Wir mussten auf den für uns selbstverständlichen Komfort
verzichten und auf dünnen Matten auf dem Boden schlafen. Durch die verschiedenen
Tiergeräusche, die wir nicht kannten, schliefen wir alle sehr unruhig. Da der Arbeitstag
für unsere Gastfamilie schon im Morgengrauen um fünf Uhr begann, war auch ab
diesem Zeitpunkt für uns die Nacht so gut wie zu Ende. Wir versuchten dennoch, einige
Minuten Schlaf zu erhaschen, um ausreichend Kraft für die anstehende Herausforderungen
des Tages zu haben. Wie sich noch herausstellen sollte, war dieser Schlaf auch nötig.
Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen für die Wanderung und trafen die
Gruppe um 9 Uhr auf dem Dorfplatz.
Unser Schlafplatz bei der Gastfamilie |
Frühstück mit Ausblick |
Auf dem Weg in den thailändischen
Dschungel
Das Thema des Tages war Ressourcennutzung
durch die Karen. Die Karen sind die größte ethnische Minorität Thailands und
leben zum Großteil in den bergigen, bewaldeten Gebieten im Norden des Landes.
Traditionellerweise betreiben die Karen Wanderfeldbau, der auch noch von den
etwa 40 bis 50 Haushalten in Huai Ma Ba betrieben wird. Die Karen gelten als Volksgruppe,
die nachhaltig die natürlichen Ressourcen nutzt. Die Wanderung sollte uns einen
Einblick in ihren Umgang mit Ressourcen und der Umwelt geben.
Wir bekamen eine kurze
Erläuterung über den Tagesablauf. Der „Rundwanderweg“, wie uns der lokale Raks
Thai Mitarbeiter schon am Vortag mitteilte, ist etwa „3,6 Kilometer“ lang. Der
Weg führte über ein zum Großteil bewaldetes Gebiet nördlich des Dorfes. Wir
bekamen Proviant, Spray gegen Blutegel und dann waren wir bereit. Wir teilten
uns in zwei gleich große Gruppen auf und machten uns getrennt in verschiedene
Richtungen auf den Weg.
Das Dschungelabenteuer beginnt! |
Wanderfeldbau
Der Wanderweg führte an verschiedenen landwirtschaftlichen
Nutzflächen vorbei, die zum Teil im Wanderfeldbau und zum Teil auch permanent
bebaut werden. Das System des Wanderfeldbaus besteht darin, dass die Felder nur
ein- bis zweijährig landwirtschaftlich genutzt werden, damit sich der Boden
während der mehrjährigen Brachen wieder erholen kann. In Huai Ma Ba wird das in
etwa alle fünf Jahre durchgeführt. Wird eine Fläche wieder erschlossen, dann
wird die Fläche abgebrannt und die Bäume und das Gestrüpp von den Flächen
entfernt. Die Asche dient dann als zusätzlicher natürlicher Dünger. Flächen,
die für uns eigentlich aussahen wie Wälder, betrachten die Karen daher als
landwirtschaftliche Nutzflächen im Wanderfeldbausystem. Mit Hilfe der von Raks
Thai erstellten Flächennutzungskarten wird gegenüber staatlichen Stellen auch dokumentiert,
dass keine neuen Waldflächen erschlossen werden.
Wanderfeldbau in Huai Ma Ba |
Wald, Wald, Wald und andere Überraschungen
Unsere Wanderung führte uns dann
auch in den zum Teil sehr dichten immergrünen Wald. Wir lernten auf dem Weg,
dass der Wald in verschiedene Zonen eingeteilt wird, die von den Karen
unterschiedlichen genutzt werden. Es gibt einen geschützten Wald, aus dem kein
Holz und keine sonstigen Produkte entnommen werden dürfen. Es gibt Nutzwald,
aus dem die Dorfbewohner beispielsweise das Holz zum Bau von Häusern entnehmen
dürfen. Die Wanderroute führte querfeldein durch den Wald an einem kleinen Bach
entlang und an einem Wasserfall vorbei. Der Weg musste von den Führern häufig
erst mit der Machete frei geschlagen werden. Wir mussten über glitschige Steine
springen und an steilen Hängen bergaufgehen. Auf dem Weg sahen wir grüne
Mambas, Spinnen, Wasserbüffel, blühende Orchideen, einen riesigen Ficusbaum und
durften auch mit Blutegel Bekanntschaft machen. Für die „3,6 (Karen-)Kilometer“
brauchten wir dann über 6 Stunden, die sehr anstrengend und herausfordernd
waren. Im Dorf angekommen und sichtlich erschöpft von den Strapazen trafen wir
uns alle nochmals am Hauptplatz, um die frischen Eindrücke Revue passieren zu
lassen.
Zwischenstopp am Ficusbaum |
Nicht berühren! |
Ausblick am Gipfel |
Asalha Puja und kultureller Austausch
Mit der Wanderung war der ereignisreiche Tag jedoch noch
nicht vorbei. Nachdem sich alle wieder frisch gemacht hatten, luden uns die Dorfbewohner
zu einem gemeinsamen Essen in die Dorfhalle ein. Es gab zwei verschiedene
lokale Spezialitäten – ein Reiscurry und ein Nudelgericht. Als Beilage gab es frittierte
Schweineschwarte. Nach dem Essen konnten wir an einer buddhistischen Zeremonie
teilnehmen und wir beobachteten die Dorfbewohner, wie sie den Asalha Puja – ein
wichtiger buddhistische Festtag – begannen.
Gemeinsames Essen in der Dorfhalle |
Österreich in Ban
Huai Ma Ba
Der Höhepunkt des Abends war die Präsentation von Eindrücken
aus Österreich durch Klemens und Marie. Zu unserer Überraschung sind sehr viele
Dorfbewohner zu der Vorstellung gekommen. Sie sahen dann Bilder von Bergen,
Schnee, Landschaften, Wien, vielen Süßigkeiten, Brauchtümern (die auch manchen
Österreichern bis dahin unbekannt waren) und noch vieles anderes, das für die
Bewohner Ban Huai Ma Ba´s eine sicher fremde Welt repräsentiert.
Wir (re-)präsentieren Österreich |
Gespannte Gesichter im Publikum |
Mit dem Ende der Präsentation ging ein ereignisreicher Tag
zu Ende, der uns viele neue Eindrücke und Begegnungen mit liebevollen Menschen
brachte.
Fortsetzung folgt ...
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