Donnerstag, 21. Juli 2016

20.7.2016 – Hochwasserschutz und Rückkehr in die Zivilisation

Klemens Reidlinger

Aufbruch vom Karen-Dorf

Am Mittwoch brachen wir – traurigen und freudigen Herzens zugleich – vom Karen-Dorf Richtung Chiang Mai, Richtung Zivilisation auf. Viele von uns sehnten sich schon richtigen Toiletten, richtigen Duschen und einem richtigen Bier. Gleichzeitig hieß es Abschied nehmen von unseren Gastfamilien und vom Abenteuerleben.
gastfreundliche Karen in traditioneller Kleidung
 Vor unserem Aufbruch pflanzten wir noch einen Avocado-Baum zur Erinnerung an unseren Aufenthalt. Danach konnte – wer wollte – noch handgewobene Taschen, Tücher oder Hemden kaufen.

Robert proudly presents: der frisch gepflanzte Erinnerungsbaum

unser Herr Prof. hilft den Frauen beim Verkaufen
Maßnahmen zum Schutz von Murenabgängen
 
Dazwischen jedoch erfuhren wir noch einiges über Katastrophen-Management. Viele Dörfer hier sind nach starken Regenfällen von Überschwemmungen und Murenabgängenbetroffen. Alle Dörfer bilden daher ein Funk-Netzwerk, mit dem sich gegenseitig über Regenfälle informieren. Selbst in dem entlegenen Karen-Dorf, in dem wir übernachten durften, steht ein Funkturm.

Ungefähr eine Fahrtstunde entfernt von „unserem“ Karen-Dorf besuchten wir ein Dorf, das in den letzten zehn Jahren zweimal von Murenabgängen heimgesucht wurde. Beide Male wurden Gott sei Danke keine Menschen verletzt. Das eine Mal wurde die Schule überschwemmt, aber die Kinder konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, das andere Mal rutschten die Landmassen in der Nacht den Hang hinab, aber es wurde kein Haus zerstört. 


Phi Dejaa, Phi Sawaan und Phi Esso
Dennoch beschlossen die Dorfbewohner zusammen mit Rak Thai Maßnahmen zu ergreifen: Auf dem Hang oberhalb des Dorfes wurde ein ca. 20cm hoher Wall errichtet, der das Wasser vom Dorf wegleiten soll. Auf dem Hang selbst pflanzten die Dorfbewohner Bambus-Pflanzen, die als Tiefwurzler ebenfalls Wasser zurück halten kann. Beim Anblick des Walles, der sehr weit oben am Hang errichtet wurde, fragten sich viele von uns, ob er wirklich so viel Regenwasser zurückhalten kann. Zumindest wurde uns versichert, dass es, seit diese Maßnahmen vor fünf Jahren ergriffen wurden, zu keinen Murenabgängen mehr gekommen ist.

der etwas klein geratene Wall
Hochwasser- und Murenschutz muss – so erfuhren wir – in Thailand von den Betroffenen selbst finanziert werden, solange eine Katastrophe nicht zumindest zwei zerstörte Häuser und ein Todesopfer verursacht. Der thailändische Staat unterstützt die Dörfer nur mit Beratungen.

Besuch des christlichen Karen-Dorfes

 
Neben Katastrophenschutz-Maßnahmen bekamen wir auch noch die örtliche Mülldeponie zu sehen, die ebenfalls auf der Anhöhe angelegt ist, damit – wenn der Müll einmal im Jahr verbrannt wird – der giftige Gestank nicht ins Dorf kommt.
Das Dorf, das wir besuchten, ist anders als das Dorf unserer Gastgeber ein mehrheitlich christliches Karen-Dorf. Ungefähr 60 % der Bewohner und Bewohnerinnen sind (protestantische) Christen, ungefähr 40 % Buddhisten. Erstere haben im Dorf eine Kirche, letztere einen Tempel.
Im Fluss des Dorfes darf auf einer Länge von einem Kilometer nicht gefischt werden, damit den Fischen ein Laichplatz zur Verfügung steht. Sehr wohl gibt es aber einen Fischteich, in dem ebenfalls auch Frösche (zum Verzehr) gezüchtet werden.


Werden die Schweinefäkalien als Fischfutter eingesetzt?
Wir trafen später auch den ersten Dorfbewohner, der Christ geworden war. Er heißt Isai und ist seit langem im Naturschutz engagiert. Er hat dafür auch bereits einige staatliche Auszeichnungen erhalten. In seinem Haus durften wir zu Mittag essen. Wir bekamen Fisch, Fischsuppe, Gemüse und natürlich Reis, aber leider keine Froschschenkel.

Eine regennasse Weiterfahrt nach Chiang Mai

Nach dem Abschied von den Karen-Gastgebern des zweiten Dorfes bestiegen wir wieder die Ladeflächen unserer Pickups und fuhren im Vierradantrieb über holprige Wege zuerst bis in die Stadt, wo unsere Minibusse auf uns warteten. Kurz bevor wir dort ankamen, machte sich allerdings die Regenzeit noch bemerkbar. Auch während der vierstündigen Weiterfahrt mit dem Minibus regnete es so, als ob das Wetter uns klar machen wollte, dass Schutz vor Murenabgänge durchaus bisweilen angebracht ist. Wir kamen jedoch sicher in Chiang Mai an. Nach den obligatorischen Duschen mussten wir allerdings feststellen, dass es draußen kein Bier zu kaufen gab - Buddhist holiday...

Schutz vor Regenwetter

 

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