Donnerstag, 27. Oktober 2016

ABSCHLUSSREFLEXION: Energie in Thailand


Michael Daum, Lukas Gerbavsits, Patrick Kienzl, Tobias Kossits

Im Rahmen unseres Begleitseminars konnte sich jede Gruppe ein Thema aussuchen, zu dem sie nach der Exkursion einen kurzen Fachblog verfassen sollte. Unsere Gruppe einigte sich sehr schnell auf das Thema Energie. Aufgabe war es, während der Exkursion ein größeres Augenmerk auf Energie, Energiebereitstellung und Energieverbrauch zu legen. Die Unterschiede der Energiebereitstellung in Thailand im Vergleich zu unseren europäischen Standards sind sehr drastisch und verfolgten uns auf der ganzen Exkursion. Beginnend bei der Energiegewinnung (Braunkohle) bis hin zur Verteilung und auch den immer wieder aufkommenden Stromausfällen. 


Energie im Karendorf

Bereits bei unserem ersten Exkursionspunkt konnten wir schon sehr viele Eindrücke zum Thema Energie sammeln und mitnehmen. Beim Karendorf, wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Bevölkerungsgruppe, die in abgelegenen Gebieten im Nordwesten von Thailand lebt. Die Karen bilden eine Minderheitengruppe, die den Alltag unter einfachsten Bedingungen bewältigt. Laut EGAT (Electricity Generating Authority of Thailand) werden 99,8% des Landes mit Strom versorgt. Dieser Fortschritt zeigt sich auch seit einigen Jahren in diesem Dorf. Bevor das Dorf an das öffentliche Stromnetz angebunden wurde, versorgte es sich selbst, mittels eines kleinen Wasserkraftwerkes mit Energie. Diese Energie wird hauptsächlich in elektrischen Strom umgewandelt, damit die Nutzung eines TV-Geräts, Lichtes und Steckdosen ermöglicht wird. Gekocht wird weiterhin auf einer offenen Feuerstelle. Da es Subventionen vom Staat für den Strompreis gibt, entschlossen sich die Dorfbewohner den Strom von dort zu beziehen. Die aufwändige Energiegewinnung mit dem Wasserkraftwerk wurde eingestellt, weil das Karendorf aufgrund des niedrigen Verbrauchs des Stroms, diesen kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt. Aufgrund der Subvention des Staates muss der Stromverbrauch erst ab einem Verbrauch von 50 kWh pro Monat bezahlt werden. Dieser Wert wird im Karendorf nicht erreicht, da es außerhalb der Hütten keinen weitern Stromverbrauch gibt. 

Strommasten im Karendorf
                                               
Energieträger in Thailand

Während unserer Exkursion wurden wir immer wieder mit den verschiedensten Träger der Energiewirtschaft Thailands konfrontiert, nämlich der EGAT den MEA und der PEA. Folgend versuchen wir nun, diese 3 Institutionen ein wenig näher zu erläutern. Thailands Energieversorgung ist aufgrund nicht effizient genutzter lokaler Vorkommen fossiler Energieträger, geprägt von einer starken externen Abhängigkeit von primären Energieträgern. Thailands existierende Struktur des Energiemarktes wird von den sich im Staatsbesitz befindlichen Instanzen EGAT (Electricity Generating Authority of Thailand) bei der Übertragung und PEA (Provincial Electricity Authority) und MEA (Metropolitan Electricity Authority) bei der Verteilung dominiert, welche ein Oligopol am Stromversorgungsmarkt hinsichtlich der thailändischen Industrie und der Verbraucher halten. EGAT untersteht dem Energieministerium, wohingegen PEA und MEA dem Innenministerium (Ministry of Interior, MOI) unterstehen. MEAs Servicegebiete sind Bangkok, Nonthaburi und Samut Prakarn. PEAs Servicegebiet umfasst den ganzen restlichen Teil des Landes. 

Die Liberalisierung des Energiemarktes wurde durch eine Reihe von Reformen der Regierung von Anand Panyarachun (1991-1992) eingeleitet. In einem ersten Schritt wurde privaten Unternehmen (Independent Power Producers, IPP) gestattet, Kraftwerke zu errichten und zu betreiben (Bsp. Dazu wäre das Wasserkraftwerk im Karendorf) sowie den erzeugten Strom an die EGAT, PEA und MEA zu verkaufen. Auch erhielten kleinere Unternehmen die Möglichkeit, Kraftwerke zu errichten und zu betreiben, um Teile ihres Stroms zu veräußern. 

Früher war EGAT der einzige Produzent in Thailand. Seit 2006 wurde der Strommarkt liberalisiert. Kleine (small power producers - SPP) und sehr kleine Stromerzeuger (very small power producers - VSPP), die einen Mindestanteil aus erneuerbaren Energien erzeugen, dürfen den erzeugten Strom ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Unabhängige Stromerzeuger (IPP) liefern an EGAT, PEA oder MEA. EGAT hält heute rund 43% Marktanteil bei der Erzeugungskapazität, IPP ca. 39% und SPP liegen bei 10%. Der Rest addiert sich aus Importen und von VSPP (Stand: Juli 2015). 


Mae Moh Power Plant

Das Mae Moh Power Plant stellt das zweitgrößte Kraftwerk in Thailand dar und erzeugt in etwa 10% des Energiebedarfs des Landes. Mae Moh Power Plant wird vom zuvor erwähnten staatlichen Energieversorger EGAT (Electricity Generating Authority of Thailand) betrieben. Das Kraftwerk befindet sich im Mae Moh Subdistrikt in der Provinz Lampang etwa 125km südöstlich von Chiang Mai. 

Im Rahmen dieses Kraftwerkes nimmt vor allem Braunkohle als vorrangige Ressource eine zentrale Rolle ein.Bereits im Jahr 1953 wurden reichliche Braunkohleressourcen im Mae Moh Becken gefunden, was den Grundstein für die Errichtung eines Braunkohlekraftwerkes darstellte.

Im Tagebau des Mae Moh Power Plant wird bis zu einer Tiefe von 280m gegraben, wobei die Braunkohlevorräte schätzungsweise eine Tiefe von bis zu 600m erreichen. Diese tiefen und aufwendigen Grabungen wären ökonomisch jedoch nicht tragbar und werden daher nicht realisiert. 


Braunkohletagebau

Kapazität:

Das Mae Moh Power Plant ist ein thermisches Kraftwerk, wobei, wie bereits erwähnt, Braunkohle als Grundressource verwendet wird. 

Mit einer Produktionskapazität von 2400 MW , kann das Mae Moh Power Plant 50% der Elektrizität an den nördlichen Bereich, 30% an den Zentralbereich und 20 % an den nordöstlichen Bereich von Thailand liefern. Der jährliche Kraftstoffverbrauch beträgt ca. 16 Millionen Tonnen. 

Das Kraftwerk besteht aus 13 separaten Einheiten, von denen nur zehn in Betrieb sind und diese zehn Einheiten, oder auch „Units“ mit den Nummern 4 bis 13, sind mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage ausgestattet um die Luftqualität zu steuern und dem Standard Gerecht zu werden.


Die "Units" des Kraftwerkes

Die räumliche Nähe des Kraftwerkes zum Braunkohletagebau lässt sich nicht nur in Thailand dadurch erklären, dass die entstehenden Transportkosten der Braunkohle zu einem weiter entfernten Verarbeitungsstandort zu hoch wären um rentabel wirtschaften zu können. Unter anderem über Lastwägen kommt die getrocknete Kohle in die Verbrennungsanlagen, wodurch Wärme produziert wird. Diese Wärme erhitzt Wasser, welches verdampft und Turbinen antreibt. Ein an die Turbinen angeschlossener Generator erzeugt letztendlich den Strom. 
 
Effekte:

Dass dieses Vorhaben und die Art Energie zu gewinnen sowohl positive als auch negative Effekte mit sich bringen, scheint nur allzu logisch. Im Folgenden werden gewisse Vor- und Nachteile des Kraftwerkes erläutert. 

Rohstoffe können im Allgemeinen einen hohen Stellenwert als regionaler Entwicklungsfaktor haben. Die Braunkohleförderung und die damit einhergehende Stromproduktion haben sowohl einen positiven regionalwirtschaftlichen, sowie nationalen Effekt in Bezug auf die Energiesicherheit. Diese Energiesicherheit kann wiederum eine gewisse Voraussetzung für Investitionstätigkeiten bezüglich industrieller Produktion darstellen und Unternehmen anlocken. Des Weiteren bietet dieses Kraftwerk auch Arbeitsplätze für BewohnerInnen aus der Region, wodurch auch die Einkommensstruktur positiv verändert wurde. 


Selbstverständlich bringt diese Art Energie zu gewinnen auch negative Effekte mit sich. So entstehen durch den Bergbau und den Kraftwerksbetrieb Emissionen, die durch die Stromproduktion entstehen und vor allem für die anliegende Bevölkerung gesundheitliche Risiken darstellen. Zu den tiefgreifendsten Problemen, mit denen die BewohnerInnen der anliegenden Dörfer nahezu täglich konfrontiert werden, zählen unter anderem Verschmutzung, Lärmbelästigung und infolgedessen gesundheitliche Beeinträchtigungen. Die im Jahre 1980 durchgeführte Erweiterung des Kraftwerkes verkürzte die Distanz zu den umliegenden Dörfern, wodurch auch Umsiedlungen resultierten. Auch die Ressourcen Wasser und Boden waren bzw. könnten auch noch in Zukunft verunreinigt sein. So wurden 2003 zum Beispiel hohe Werte von Schwermetallen wie Arsen und auch Chrom im Wasser bekundet. Auch die mit Quecksilber „ausgestattete“ Flugasche hatte negative Effekte auf das umliegende Ökosystem. 

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Mae Moh Kraftwerk sowohl positive als auch negative Aspekte mit sich bringt. Der Energiesicherheit ist mit diesem Kraftwerk selbstverständlich ein großer Gefallen getan, jedoch dürfen auch die gesundheitlichen Risiken, die der umliegenden Bevölkerung zugemutet werden, nicht außer Acht gelassen werden. Obwohl das Unternehmen in Bezug auf Umweltbelastung durch Rauchgasentschwefelungsanlagen schon Akzente gesetzt hat und auch weitere Pläne vorliegen, sollte für die umliegenden BewohnerInnen seitens des Unternehmens aber auch seitens der Regierung mehr unternommen werden. 



Literatur 

http://www.egat.co.th 

http://www.bangkokpost.com/business/news/447603/pea-boss-vows-every-home- will-have- power-by-2015 (Zugang: 20.09.2016) 

Macer, D. R. J (Hrsg.), (2011): Energy Issues in Thailand – Case Study of Mae Moh Power Plant, Lampang. In: Represenatation and Decision-Making in Evironmental Planning with Emphasis on Energy Technologies, pp. 12-14- UNESCO 2011. 

Mehner M., Tuttaworn C., Srisutam P., Gäbert J. (2014) Zielmarktanalyse Thailand. Smart Grids in Thailand mit Profilen der Marktakteure. – Bangkok. 

Mehner M., Tuttaworn C., Srisutam P., Gäbert J. (2016) Zielmarktanalyse Thailand. Photovoltaik und Netzintegration mit Profilen der Marktakteure. – Bangkok. 

Srivichit, R. & Srivichit, C. (2010): Collaborative Resettlement. CEPSI 2010.


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