Donnerstag, 28. Juli 2016

25.07.2016 – Start in die 2. Woche in Ayutthaya

Lukas Gerbavsits und Michael Daum

Nach einer anstrengenden und ereignisreichen Woche und der gestrigen Zugfahrt waren wir froh darüber, in die zweite Hälfte unserer Exkursion gemütlicher und ausgeschlafener starten zu können. Der offizielle Exkursionstag begann ungewohnt spät, um ca. 8.30 Uhr, mit der Fahrt zum Department of Disaster Prevention and Mitigation (DDPM) in Ayutthaya. Im Gegensatz zu den bisherigen Minivan-Fahrten war diese nur von kurzer Dauer.
Von Systemen und Überschwemmungen
Meeting im Raum zur Koordination in Katastrophenfällen

Das Thema des Vormittags war der Umgang der Provinzadministration mit Überschwemmungen – insbesondere die Ursachen und Auswirkungen der großen Flut von 2011. Dazu haben wir in der Provinzadministration zwei Vorträge gehört – einen vom Royal Irrigation Office, einen zweiten vom Department of Disaster Prevention and Mitigation. Es wurde deutlich, dass verschiedene staatliche Stellen für das Katastrophenmanagement verantwortlich sind und diese ihre Aktivitäten und Strategien koordinieren müssen. Wir erfuhren auch etwas über die Durchflusskapazitäten der Flüsse, Rückhaltekapazitäten der Dämme und in welchen Gebieten es bei welcher Menge von Wasser zu Überschwemmungen kommt. In Ayutthaya wurden zur Verbesserung des Managements in diesem Bereich Analysen in Bezug auf den Anteil der Wasserrückhalteflächen an der Gesamtfläche, den Anteil der von Überschwemmung betroffenen Subdistrikte in einem Distrikt, dem Verhältnis von Rückhaltekapazität und Niederschlagsmenge durchgeführt. Jedem Distrikt wurden daraufhin Kennzahlen zugeordnet und entsprechende Investitionen in Hochwasserschutzmaßnahmen auf Basis ebendieser Analysen getätigt. Der Überblick über das Chao Phraya Flusssystem mit seinen vier Hauptzuflüssen – Ping, Wang, Yong, Nan – verdeutlichte, welche Ausmaße der regulierende Eingriff des Menschen in das Flusssystem hat und dass die Frage, wann und wo es zu Überschwemmungen kommt, nicht (nur) von natürlichen Gegebenheiten abhängig ist.

Der zweite Vortrag vom Leiter des DDPM gab einen Überblick über das Überschwemmungsereignis von 2011 und das Katastrophenmanagementsystem, welches durch ebensolche Ereignisse seine Bedeutung immer wieder unter Beweis stellen muss. Das DDPM selbst wurde  erst im Jahr 2002 vom Innenministerium ins Leben gerufen, um ein gezieltes und koordiniertes Katastrophenmanagement betreiben zu können und für diese Katastrophenereignisse gerüstet zu sein.

Ayutthaya war sehr stark von der Flut von 2011 betroffen - 98% des in etwa 2548km² großen Gebietes standen unter Wasser, dies betraf 1528 Dörfer mit insgesamt 271.718 Haushalten. Doch es blieb nicht nur bei der Katastrophe im Jahr 2011, es kam auch in den zwei Folgejahren zu Überschwemmungen und unzähligen Schadensfällen. Infolgedessen wurden Präventionsmaßnahmen ausgearbeitet und implementiert. Die Gebiete wurden in Zonen kategorisiert – v.a. Wohn- und Industriegebiete östlich des Chao Phrayas wurden unter besonderen Schutz gestellt und weiters wurden Überflutungsflächen gekennzeichnet. Die „Flood-Protection-Line“, ein System von Deichen, welches meist entlang von Straßen vorzufinden ist, wurde gestärkt und ausgebaut. Darüber hinaus wurde durch die zahlreichen Industrial Estates in der Provinz massiv in den Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen investiert.
Präventionsmaßnahmen eines betroffenen Subdistricts
Im Anschluss ging es mit unseren treuen und heißgeliebten Minivans ins „Office of the Lumplee Subdistrict Administrative Organization“. Schon etwas vom aufkommenden Hunger gezeichnet, widmeten wir uns einer dritten Präsentation. Im Mittelpunkt dieses Vortrages, welcher durch eine sogenannte „middleleveladministration“ präsentiert wurde, stand wiederum die Überschwemmung von 2011 und deren Folgen, insbesondere der Lumplee Subdistrict. Grundsätzlich setzt sich dieser aus sechs Dörfern zusammen, welche von ca. 5400 Personen bewohnt werden. Alleine in Lumplee wurden während der Flut etwa 3000 Menschen evakuiert und in  naheliegende Evakuierungszentren ausgesiedelt, in welchen viele bis zu drei Monate verbrachten. Interessant war für uns, dass auch im Evakuierungsfall nicht alle Bewohner ihre Häuser verlassen mussten, sondern einige zurückblieben, um auf  ihr Hab und Gut "aufzupassen".
Die Flut des Jahres 2011 zog folgende Maßnahmen nach sich, welche im besprochenen Subdistrict umgesetzt wurden:
Ø  Schwimmkurse
Ø  Erste Hilfe Kurse
Ø  Verteilung von Schwimmwesten
Ø  Installierung eines Warnsystems
Ø Schulungen werden von externen Organisationen durchgeführt, um Krisensituationen besser bewältigen zu können
Gleich im Anschluss gab es ein tolles Mittagsbuffet, wobei uns wenig Neues, außer Reis, entgegenlachte. ;-)
Smile, Smile, Smile J
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es direkt in ein von der Flut betroffenes Dorf, in welchem wir allerdings nicht auf eine klassische Präsentation trafen. Stattdessen erwartete uns einer der wohl bestgelauntesten Referenten dieser Exkursion. Durch seine lustige Art und Weise gelang es ihm, die Stimmung zu lockern und für mehrere Lacher zu sorgen. Nach dem überaus amüsanten Einstieg erzählten uns die Verantwortlichen des Subdistricts von ihren persönlichen Erfahrungen aus dieser Zeit.
Auflockernde Spiele und Gastgeschenke
Fische und Stelzen

Im Anschluss besuchten wir eine Frauengruppe, welche in stundenlanger Handarbeit aus getrockneten Blättern (Bai Lan) Fische herstellte und verkaufte. Ebendiese repräsentieren ein bekanntes Wahrzeichen der Region Ayutthaya. Einige von uns durften selbst Hand anlegen und sich am Fisch-Basteln versuchen. Zudem bekamen wir weitere Informationen und Eindrücke aus der Vergangenheit. Hierbei wurde ersichtlich, dass die Menschen früher teilweise auf Hausbooten lebten und erst später in diesem Dorf sesshaft wurden. Nach der Flut von 2011 haben wohlhabendere Einwohner ihre traditionell auf Stelzen stehenden Häuser erhöht, um sich vor diesen Ereignissen zu schützen.

Herstellung der Fische in Handarbeit

Touristischer Touch
Um den Tag „touristisch“ ausklingen zu lassen, besuchten einige Studenten auf freiwilliger Basis zwei Tempelanlagen, die uns durch ihre beeindruckende Bauweise und historischen Background begeisterten. Die Vielzahl an Impressionen, welche wir an diesem Tag gesammelt haben, werden uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Chaiwatthanaram

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