Samstag, 23. Juli 2016

22.07.2016 - Der Braunkohlestrom und seine Auswirkungen



Johanna Gschwandtner und Mario Tempelmayr

Fahrt zur Mae Moh Power Plant

Gegen 07:30 traten wir eine rund zweistündige Fahrt mit unseren Minivans in die Provinz Lamphun an, um uns unter anderem mit dem Aspekt der Energiegewinnung in Thailand auseinanderzusetzen.

EGAT: Mae Moh Power Plant

Zu Beginn fand im Konferenzzimmer des Mae Moh Public Relation Office ein Vortrag statt, der vor allem die Energiegewinnung in Thailand thematisierte. Im Zuge dessen offenbarte sich, dass das Mae Moh Power Plant das zweitgrößte Kraftwerk in Thailand darstellt und rund 10% des Energiebedarfs des Landes erzeugt. Diesbezüglich spielt vor allem Braunkohle als primäre Ressource eine zentrale Rolle. Mae Moh Power Plant wird vom staatlichen Energieversorger EGAT (Electricity Generating Authority of Thailand) betrieben. Nach diesem Meeting wurden wir durch das Gebäude geführt und konnten dabei den Kontrollraum sowie die Generatorenhalle besichtigen, in denen aktuelle Daten zu verschiedenen Aspekten überwacht werden. Zusammenfassend gesehen war auffallend, dass die Schilderungen durch die Mitarbeiter/-innen, allen voran in Bezug auf die Umweltbelastung, durchwegs positiv ausfielen. Im Laufe des Tages zeigte sich jedoch noch, dass die Energiegewinnung auch Probleme in Bezug auf Umwelt und Gesundheit mit sich bringt. 

Vortrag Mae Moh Public Relation Office
Mae Moh Power Plant


Fahrt zum Tagebau - Golfplatz, Clubhaus und andere Sehenswürdigkeiten

Spätestens auf dem Weg zum Tagebau wurde rasch ersichtlich, dass das Gelände nicht nur sehr groß ist, sondern zudem teilweise touristisch vermarktet wird: Neben einem Golfplatz gibt es auch Aussichtsplattformen, Restaurants, ein Museum etc. Pro Tag werden rund 50.000 Tonnen Braunkohle auf einer Fläche von über 36km² abgebaut. Derzeit wird bis zu einer Tiefe von 280m gegraben, tatsächlich gibt es Braunkohlevorkommen aber bis in 600m Tiefe. Da derartig tiefe Grabungen jedoch ökonomisch nicht rentabel sind, wird in insgesamt neun Gruben Braunkohle gewonnen. Nach erfolgreicher Rohstoffbeschaffung werden die Gruben entweder aufgeschüttet, revitalisiert oder als Wasserreservoir genutzt. Generell kann angemerkt werden, dass eine derartige Dimension des Abbaus nur im von uns besuchten Gebiet erreicht werden kann, kleinere Vorkommen finden sich unter anderem in Chiang Mai oder Krabi. Besonders beeindruckt hat uns der Blick auf die Grube, in der die Braunkohle gewonnen wird. Anschließend lud uns der Manager of Public Affairs zu einem köstlichen Lunch in das Restaurant des Golfclubs ein, umrahmt von einem fantastischen Ausblick über das weitläufige Gelände.

Aussicht auf den Tagebau

Ban Dong Tambon Administration Organization (TAO)

In der Ban Dong Subdistrict Administration Organization hielt der Vorsitzende einen Vortrag über die Region. Im Zuge dessen erfuhren wir, dass der Subdistrict aus acht Dörfern besteht, welche sich wiederum aus verschiedenen ethnischen Gruppen bzw. Kulturen zusammensetzen. Besonders deutlich wurden hier die Mensch-Umweltbeziehungen zwischen den Bewohner/-innen und dem Tagebau. Es hat sich gezeigt, dass viele von ihnen von dieser Form der Energiegewinnung nicht primär profitieren, sondern mit negativen Auswirkungen konfrontiert sind, wie beispielsweise mit Lärmbelästigung, Luftverschmutzung, Wasser- und Gesundheitsproblemen. Aufgrund dieser Zustände wurde mehrfach eine Lösung der multiplen Problematik gefordert. Durch die mangelnde Unterstützung seitens der Regierung versuchen sich die Bewohner/-innen nicht nur untereinander zu formieren, sondern zudem Netzwerke nach außen zu bilden. Das primäre Ziel der Organisation besteht darin, die unausweichliche Umsiedlung der Dörfer im Sinne der betroffenen Bevölkerung zu koordinieren. 

Gruppenfoto TAO

Neben dem Schuttberg in Ban Hua Fai

Den letzten inhaltlichen Programmpunkt des Tages stellte der Besuch im Dorf Ban Hua Fai dar, in welchem uns die Dorfbewohner/-innen ihre Sichtweise schilderten. Zu den vorrangigen Problemen, mit denen sie nahezu täglich konfrontiert werden, zählen unter anderem Verschmutzung, Lärmbelästigung und daraus resultierende gesundheitliche Beeinträchtigungen. Beklagt wurde zudem erneut der fehlende Rückhalt seitens der thailändischen  Regierung. Aufgrund der Ausweitung des Braunkohleabbaus wurden bis dato bereits in sechs Umsiedlungswellen Haushalte aus dem Subdistrict umgesiedelt. Da in Ban Hua Fai jedoch unmittelbar keine Braunkohle gewonnen werden kann, zieht sich der Aussiedlungsprozess dort bereits über einen längeren Zeitraum hinweg. Nach aktuellem Stand wird das Dorf dennoch in circa einem Jahr nicht mehr nur 800m von der Dumping Area des Tagebaus entfernt liegen, sondern 3km. Dadurch erhoffen sich die Bewohner/-innen eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation. Im Zuge des spannenden Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass die Dorfgemeinschaft sehr stark ist und gemeinsam für ihre Rechte eintritt. Zu guter Letzt scheint die Zukunft dennoch ungewiss, da weder die Landrechte noch landwirtschaftliche Nutzflächen gesichert sind. Es wurde festgehalten, dass einige von den Bewohner/-innen vermutlich ihren Lebensstil anpassen und anderen Erwerbstätigkeiten nachgehen müssen. 

Gesprächsrunde in Ban Hua Fai
Snacks von der Dorfgemeinschaft

   

Rückfahrt Richtung Chiang Mai

Nach diesem aufschlussreichen und informativen Tag traten wir den Rückweg in unsere Unterkunft an. Dabei legten wir noch einige kurze Zwischenstopps ein, unter anderem in der Nähe einer Dumping Area des Tagebaus sowie bei einem Wasserreservoir der Mine.
Rückblickend betrachtet wurden am heutigen Tag die unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf Mensch-Umweltbeziehungen deutlich.


Reisfeld

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