Mittwoch, 20. Juli 2016

19.7.2016 – 3,6 Kilometer um Ban Huai Ma Ba


Patrick Kienzl, Tobias Kossits

Die erste Nacht und der erste Morgen im Dorf
 
Wir waren zu dritt bei einer Gastfamilie in Huai Ma Ba untergebracht. Die Familie hat uns sehr herzlich aufgenommen. In der ersten Nacht im Karendorf waren wir mit vielen für uns ungewohnten Situationen konfrontiert. Wir mussten auf den für uns selbstverständlichen Komfort verzichten und auf dünnen Matten auf dem Boden schlafen. Durch die verschiedenen Tiergeräusche, die wir nicht kannten, schliefen wir alle sehr unruhig. Da der Arbeitstag für unsere Gastfamilie schon im Morgengrauen um fünf Uhr begann, war auch ab diesem Zeitpunkt für uns die Nacht so gut wie zu Ende. Wir versuchten dennoch, einige Minuten Schlaf zu erhaschen, um ausreichend Kraft für die anstehende Herausforderungen des Tages zu haben. Wie sich noch herausstellen sollte, war dieser Schlaf auch nötig. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen für die Wanderung und trafen die Gruppe um 9 Uhr auf dem Dorfplatz. 

Unser Schlafplatz bei der Gastfamilie

Frühstück mit Ausblick

Auf dem Weg in den thailändischen Dschungel

Das Thema des Tages war Ressourcennutzung durch die Karen. Die Karen sind die größte ethnische Minorität Thailands und leben zum Großteil in den bergigen, bewaldeten Gebieten im Norden des Landes. Traditionellerweise betreiben die Karen Wanderfeldbau, der auch noch von den etwa 40 bis 50 Haushalten in Huai Ma Ba betrieben wird. Die Karen gelten als Volksgruppe, die nachhaltig die natürlichen Ressourcen nutzt. Die Wanderung sollte uns einen Einblick in ihren Umgang mit Ressourcen und der Umwelt geben.

Wir bekamen eine kurze Erläuterung über den Tagesablauf. Der „Rundwanderweg“, wie uns der lokale Raks Thai Mitarbeiter schon am Vortag mitteilte, ist etwa „3,6 Kilometer“ lang. Der Weg führte über ein zum Großteil bewaldetes Gebiet nördlich des Dorfes. Wir bekamen Proviant, Spray gegen Blutegel und dann waren wir bereit. Wir teilten uns in zwei gleich große Gruppen auf und machten uns getrennt in verschiedene Richtungen auf den Weg. 

Das Dschungelabenteuer beginnt!

 Wanderfeldbau

Der Wanderweg führte an verschiedenen landwirtschaftlichen Nutzflächen vorbei, die zum Teil im Wanderfeldbau und zum Teil auch permanent bebaut werden. Das System des Wanderfeldbaus besteht darin, dass die Felder nur ein- bis zweijährig landwirtschaftlich genutzt werden, damit sich der Boden während der mehrjährigen Brachen wieder erholen kann. In Huai Ma Ba wird das in etwa alle fünf Jahre durchgeführt. Wird eine Fläche wieder erschlossen, dann wird die Fläche abgebrannt und die Bäume und das Gestrüpp von den Flächen entfernt. Die Asche dient dann als zusätzlicher natürlicher Dünger. Flächen, die für uns eigentlich aussahen wie Wälder, betrachten die Karen daher als landwirtschaftliche Nutzflächen im Wanderfeldbausystem. Mit Hilfe der von Raks Thai erstellten Flächennutzungskarten wird gegenüber staatlichen Stellen auch dokumentiert, dass keine neuen Waldflächen erschlossen werden. 

Wanderfeldbau in Huai Ma Ba


Wald, Wald, Wald und andere Überraschungen 

Unsere Wanderung führte uns dann auch in den zum Teil sehr dichten immergrünen Wald. Wir lernten auf dem Weg, dass der Wald in verschiedene Zonen eingeteilt wird, die von den Karen unterschiedlichen genutzt werden. Es gibt einen geschützten Wald, aus dem kein Holz und keine sonstigen Produkte entnommen werden dürfen. Es gibt Nutzwald, aus dem die Dorfbewohner beispielsweise das Holz zum Bau von Häusern entnehmen dürfen. Die Wanderroute führte querfeldein durch den Wald an einem kleinen Bach entlang und an einem Wasserfall vorbei. Der Weg musste von den Führern häufig erst mit der Machete frei geschlagen werden. Wir mussten über glitschige Steine springen und an steilen Hängen bergaufgehen. Auf dem Weg sahen wir grüne Mambas, Spinnen, Wasserbüffel, blühende Orchideen, einen riesigen Ficusbaum und durften auch mit Blutegel Bekanntschaft machen. Für die „3,6 (Karen-)Kilometer“ brauchten wir dann über 6 Stunden, die sehr anstrengend und herausfordernd waren. Im Dorf angekommen und sichtlich erschöpft von den Strapazen trafen wir uns alle nochmals am Hauptplatz, um die frischen Eindrücke Revue passieren zu lassen.

Zwischenstopp am Ficusbaum

Nicht berühren!
Ausblick am Gipfel

Asalha Puja und kultureller Austausch

Mit der Wanderung war der ereignisreiche Tag jedoch noch nicht vorbei. Nachdem sich alle wieder frisch gemacht hatten, luden uns die Dorfbewohner zu einem gemeinsamen Essen in die Dorfhalle ein. Es gab zwei verschiedene lokale Spezialitäten – ein Reiscurry und ein Nudelgericht. Als Beilage gab es frittierte Schweineschwarte. Nach dem Essen konnten wir an einer buddhistischen Zeremonie teilnehmen und wir beobachteten die Dorfbewohner, wie sie den Asalha Puja – ein wichtiger buddhistische Festtag – begannen. 

Gemeinsames Essen in der Dorfhalle
 
Österreich in Ban Huai Ma Ba

Der Höhepunkt des Abends war die Präsentation von Eindrücken aus Österreich durch Klemens und Marie. Zu unserer Überraschung sind sehr viele Dorfbewohner zu der Vorstellung gekommen. Sie sahen dann Bilder von Bergen, Schnee, Landschaften, Wien, vielen Süßigkeiten, Brauchtümern (die auch manchen Österreichern bis dahin unbekannt waren) und noch vieles anderes, das für die Bewohner Ban Huai Ma Ba´s eine sicher fremde Welt repräsentiert.  

Wir (re-)präsentieren Österreich

Gespannte Gesichter im Publikum
 
Mit dem Ende der Präsentation ging ein ereignisreicher Tag zu Ende, der uns viele neue Eindrücke und Begegnungen mit liebevollen Menschen brachte.

Fortsetzung folgt ...

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