Dienstag, 2. August 2016

Vom Lächeln und anderen Kommunikationsschwierigkeiten


Die Bezeichnung „Land des Lächelns“ für Thailand ist eine, die in vielen Reiseprospekten, Reisführern oder Werbeheften gefunden werden kann. Nach fast einer Woche, die wir mittlerweile hier verbracht haben, wissen wir auch warum. Die Thais lachen oft und gerne. Aber was steckt eigentlich hinter diesem herzlichen Lächeln: verlegen sein, freundlich grüßen, auslachen, belächeln oder etwas lustig finden?
In der thailändischen Kultur ist es besonders wichtig, dass man höflich zu einem Menschen ist, wenn man ihn das erste Mal sieht (die Höflichkeit geht sogar soweit, dass aus der Not gespielte strategische Züge beim Billiard als unhöflich angesehen werden). Das Wae, die typische Begrüßung der Thais, bei der man die Hände faltet und mit dem Kopf nickt, wird immer von einem Lächeln an das Gegenüber begleitet. Obwohl dieses Lachen meist herzlicher und aufrichtiger wirkt, als man es bei uns gewohnt ist, stellt dies noch keinen deutlichen Unterschied zum westlichen Kulturkreis dar.
Anders sieht das mit einer anderen Form des Lachens aus. Wir sind auf unserer Reise immer wieder mit Verständigungsproblemen konfrontiert. Die sprachliche Barriere kann nicht immer durch Englisch überwunden werden und es muss zu anderen Kommunikationsmitteln gegriffen werden. Meistens wird mit Händen und Füßen gestikuliert, um sich dem anderen gegenüber verständlich zu
machen. Wenn die Information dann trotz Bemühungen nicht ankommt, so bekommt man von einem Thai meistens ein Lachen geschenkt. Schlussendlich bleibt jedoch die Ungewissheit, ob es sich bei dieser Reaktion nun um Zustimmung handelt, oder ob der andere nicht die geringste Ahnung davon hat, was man gerade gesagt hat.
Eine weitere Besonderheit stellt das Lachen aus Verlegenheit dar. Immer dann, wenn Thais etwas unangenehm ist oder die Person nicht weiß, was sie antworten soll, bekommt man ein Lachen geschenkt. Ein derartiges Erlebnis hatten wir zum Beispiel in dem Zug, der uns von Chiang Mai nach Ayutthaya gebracht hat. Da es in thailändischen Zügen notwendig ist, vor Antritt der Reise eine Reservierung abzuschließen, hatten wir alle einen fixen Platz. Nach etwa 5 Stunden Fahrt saß plötzlich eine alte Frau auf einem unsrer Plätze, während einer unserer Kollegen nur kurz auf der Zugstoilette gewesen war. Sie war überzeugt davon, dass sie hier richtig war und man spürte, dass sie sich über unsere Gruppe ärgerte. Unser Kollege beschloss aus diesem Grund, sich auf einen anderen Platz zu setzen und die Dame ungestört zu lassen. Nach einer weiteren Stunde Fahrt stiegen jedoch weitere Fahrgäste ein und der neue Sitzplatz musste wiederum geräumt werden. Daraufhin mussten wir die Dame mit dem Platzproblem konfrontieren. Sie war trotz Ticketvergleich sicher, dass sie am richtigen Platz sitzt und konnte erst vom Schaffner davon überzeugt werden, dass sie im falschen Waggon saß. Für uns als Beobachter dieser Szene war es besonders spannend, wie sich das Lächeln während dieser paar Minuten veränderte:
Am Anfang war es wohl eher ein Ausdruck von Verständnislosigkeit, dann war vielleicht ein wenig Misstrauen zu sehen. Im Anschluss daran konnte man schon ein wenig Ärger in den Augen erkennen, während das Lächeln noch immer auf den Lippen der Frau war, bis es sich nach Eingreifen des Schaffners in ein Lachen verwandelte, das entschuldigend Verlegenheit über das eigene Versehen suggerierte.
In dieser einen Szene beobachteten wir eine ganze Reihe von verschiedenen Arten des Lächelns, doch was mit welchem Lächeln wirklich gemeint ist, das wissen wohl nur die Bewohner des „Land des Lächelns“ selbst.

Theres Scheiblauer & Stefanie Riegler

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